- Berliner Mauer: Bau
- Berliner Mauer: BauAuf einer internationalen Pressekonferenz in Ost-Berlin hatte der Staatsratsvorsitzende der DDR Walter Ulbricht am 15. Juni 1961 auf die Frage einer westdeutschen Journalistin geantwortet: »Ich verstehe Ihre Frage so, dass es in Westdeutschland Menschen gibt, die wünschen, dass wir die Bauarbeiter der Hauptstadt der DDR dazu mobilisieren, eine Mauer aufzurichten. Mir ist nicht bekannt, dass eine solche Absicht besteht. Die Bauarbeiter unserer Hauptstadt beschäftigen sich hauptsächlich mit Wohnungsbau, und ihre Arbeitskraft wird dafür voll eingesetzt. Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!« Nach der Veröffentlichung dieses Interviews stiegen die Flüchtlingszahlen noch einmal kräftig an (DDR-Flüchtlinge). Im August 1961 flohen 47 433 Menschen aus der DDR und Ost-Berlin in den Westen.Am Morgen des 13. August 1961 begann die SED-Führung mit dem Bau einer Mauer, die ihren Sektor gegenüber dem Westen hermetisch abriegelte. Die Bauarbeiten wurden von Volkspolizei und Nationaler Volksarmee überwacht. Alle Verkehrsverbindungen zwischen beiden Teilen Berlins waren damit unterbrochen. Gleichzeitig führte die DDR an allen Grenzen nach West-Berlin und zur Bundesrepublik scharfe Kontrollen ein.Bundesregierung und Westmächte mussten diesen Gewaltakt hilflos hinnehmen, der Protest der westlichen Alliierten gegen den Mauerbau blieb wirkungslos. In der Bundesrepublik lief der Wahlkampf für die Bundestagswahlen im September 1961 auf Hochtouren. Entsprechend waren die Parteispitzen durch Wahlkampfveranstaltungen sehr stark beansprucht. Einig war man sich aber durchaus in dem Bemühen, den Vorfall nicht eskalieren zu lassen und die Bevölkerung von spontanen Aktionen abzuhalten. Willy Brandt, der Regierende Bürgermeister von Berlin, stellte sich einer Demonstration entgegen, deren Teilnehmer die aufgestellten Zäune und Sperreinrichtungen am liebsten niedergerissen hätten. Bundeskanzler Adenauer war ebenfalls um Abwiegelung bemüht und wirkte auf die Westmächte entsprechend ein; er setzte sein Wahlkampfprogramm fort und besuchte erst am 16. August das jetzt geteilte Berlin.Die Westalliierten waren schon früh durch Geheimdienstberichte über mögliche Sperraktionen informiert worden. Bereits im Frühsommer 1961 hatten sie der Sowjetunion signalisiert, dass sie ihr im Ostsektor Berlins relativ freie Hand lassen würden. Die Sowjetunion hatte der Abriegelung der DDR schließlich zugestimmt, weil sie keine andere Möglichkeit sah, die ökonomische Lage der DDR zu stabilisieren. Sie nahm dafür den politischen Gesichtsverlust und das Risiko einer Konfliktverschärfung mit den Westmächten in Kauf.Während die Sowjetunion nach dem Mauerbau als Maximalziel die Einbeziehung Groß-Berlins in die DDR weiterverfolgte, richtete sich das Hauptinteresse der Westmächte auf die politischen Garantien für West-Berlin und die Sicherung der Zufahrtswege. Gleichzeitig beharrten die Westmächte auf ihrem Recht, auch weiterhin den Ostsektor der Stadt unbehindert betreten zu können.Willy Brandt, der die Gefahr sah, dass Berlin einen von der Bundesrepublik abgekoppelten neutralen Status erhalten könnte, erreichte an Bundeskanzler und Auswärtigem Amt vorbei durch eine direkte Initiative bei Präsident Kennedy eine erneute amerikanische Garantieerklärung für Berlin. Die endgültige Teilung der Stadt war aber nicht mehr rückgängig zu machen. Die DDR feierte den Bau der Mauer - in der Sprache der SED-Propaganda »antifaschistischer Schutzwall« - als Sieg des »sozialistischen Lagers« über den westlichen Imperialismus.
Universal-Lexikon. 2012.